Die besten Hochzeitsvideos sind voller Emotionen

Der Hochzeitsfilmer Santiago Cayuela gibt Einblicke in seinen kreativen Prozess – und verrät, worauf es beim Filmen des großen Tages ankommt
Santiago Cayuela gehört zu den gefragtesten Hochzeitsfilmern Europas. Mit seinen emotionalen Geschichten berührt er die Herzen der Zuschauer:innen. Der Autodidakt Santiago aus Spanien reist mittlerweile durch ganz Europa, um die verschiedensten Hochzeiten festzuhalten. Immer mit dabei: sein Koffer voller Nikon-Ausrüstung. Das Nikon Magazin sprach mit ihm über seine Herangehensweise beim Filmen und Bearbeiten der Hochzeitsvideos und was er an seinem Job so liebt.
Hast du mit Fotos angefangen und bist dann zu Videos übergegangen? Oder waren Videos gleich das Wichtigste für dich?
Ich habe gleich mit Videos angefangen. Mit Fotografie habe ich mich noch nie beschäftigt, obwohl sie in meinem Elternhaus immer präsent war. Mein Vater war ein großer Fan der Fotografie. Als Kind spielte ich immer mit seinen Kameras, die überall herumlagen. Aber ich hätte nie gedacht, dass ich auch mal damit zu tun haben würde. An der Uni studierte ich Meeresbiologie. Erst durch Zufall bin ich selbst in der wunderbaren Welt der Bilder gelandet. Ich habe mir alles selbst beigebracht – das macht mich glücklich und stolz.
Wie viel Planung steckst du in eine Hochzeit?
Normalerweise werde ich sechs Monate im Voraus für Hochzeiten gebucht. Die Vorproduktion ist sehr wichtig. Ich gehe den Zeitplan der Hochzeit genau durch – schließlich muss ich bereits vorher über alle Details Bescheid wissen. Den Veranstaltungsort aber besuche ich erst am großen Tag selbst. Wenn man sich zum ersten Mal an einem Ort befindet, erzeugt das ganz besondere Emotionen. Diese sind für Shootings äußerst wichtig, denn darum geht es dabei ja hauptsächlich. Das ist für mich sehr aufregend.
Ich mache mir keine Gedanken darüber, wie das Hochzeitsvideo aussehen wird. Ich bleibe offen für alles. Ich lasse mich ganz auf die Veranstaltung ein. Ich will sie mit meinen fünf Sinnen erkunden. So entsteht dann die Geschichte: vor Ort und auch später bei der Nachbearbeitung.
Was ist dir bei einer Hochzeit besonders wichtig? Gibt es Aufnahmen, die nicht geplant sind, aber unbedingt dazugehören?
Ich versuche das Ganze so einzufangen, als wäre ich der Brautvater oder der besten Freund des Bräutigams. Dazu versuche ich, mich so zu fühlen wie sie. Ihre Emotionen zu spüren. Deshalb suche ich immer nach der perfekten Balance zwischen Emotionen, Eleganz, Sinnlichkeit, Fotografie und Licht – und natürlich auch die wilde Seite der Hochzeit!
Wie sollen sich die Menschen fühlen, wenn sie deine Arbeit sehen?
In erster Linie sollen sie sich darin wiederfinden. Das besondere an meinen Hochzeitsvideos ist, dass sie einzigartig sind. Ich schneide sie ganz auf das jeweilige Paar zu. Die Hochzeit eines Paares in Guatemala, mitten in einer Kaffeeplantage ist etwas völlig anderes als die eines Paares, das auf einer einsamen Insel in einem abgelegenen Teil der Welt heiratet. Jede Hochzeit ist einzigartig – und so stelle ich sie auch dar. Ich will wichtige Emotionen vermitteln. Und ich spiele mit verschiedenen Techniken, um für meine Paare etwas wirklich Besonderes zu erschaffen.
Welche Tipps hast du für Neulinge, die vielleicht Hochzeiten von Freund:innen als Video festhalten möchten?
Bei einer Hochzeit herrschen Emotionen, die man so nirgendwo anders findet. Deshalb ist es am allerwichtigsten, genau diese einzufangen. Klar, schöne Bilder des Brautpaares sind toll. Einzigartig wird es aber erst, wenn man individuelle, ganz besondere Momente einfängt. Die Umarmung zwischen Großmutter und Braut im Gang zum Beispiel. Oder die Tränen des Vaters beim Ja-Wort seiner Tochter. Wir schaffen Erinnerungen – und Hochzeiten bieten viele einmalige Chancen dafür.
Die Z9 ist perfekt für Hochzeiten. Schließlich muss ich viele Stunden lang filmen – die verschiedensten Momente, und das bei jedem Wetter! Doch auch jede andere spiegellose Nikon-Kamera wird euch gute Dienste leisten. Wenn ich mich auf ein Objektiv beschränken müsste, wäre es das NIKKOR Z 50mm f/1.2 S. Wenn eurer Budget dafür nicht reicht, ist das NIKKOR Z 40mm f/2 (SE) eine tolle Alternative.
Das steckt in der Kameratasche
Meine Hauptkamera ist die Nikon Z9. Zusätzlich habe ich noch die Nikon Z8. Ich arbeite am liebsten allein – von der ersten bis zur letzten Aufnahme ist es meine Vision. Dadurch entsteht ein künstlerischerer Ansatz. Ich habe mein eigenes Aufnahmesystem entwickelt, bei dem ich nur mit einer Kamera arbeite – aber ich habe immer zwei dabei.
Meine Lieblingsobjektive? Das NIKKOR Z 135mm f/1.8 S Plena, das liebe ich sehr. Dann das NIKKOR Z 50mm f/1.2 S – ideal für Porträts und Schwachlicht. Und das NIKKOR Z 40mm f/2 (SE), ein wirklich tolles, kompaktes Allround-Objektiv. Ich fokussiere gern manuell, und die Schärfe des Objektivs ist einfach fantastisch. Damit gelingen mir die schwierigsten Aufnahmen! Auch, wenn’s schnell gehen muss.
Das NIKKOR Z 20mm f/1.8 S ist ein weiteres Muss. Normalerweise nehme ich es, um Größe und Weite einzufangen. Eine Kapelle zum Beispiel mit großem Gewölbe oder einem prächtigen Eingang. Die Z8 kombiniere ich oft mit dem NIKKOR Z 24-70mm f/2.8 S auf einem Stativ. Das ist ideal für Reden und die Trauung.
Dann habe ich drahtlose Soundsysteme, die ich mit meinen Kameras synchronisiere. Außerdem Richtmikrofone, ein paar kleine Drohnen und allerlei technisches Zubehör, um schnell auf Herausforderungen reagieren zu können.
Normalerweise habe ich zwei Ersatzakkus für die Z9 dabei. Meist komme ich jedoch mit einer Ladung und einem bisschen von einem zweiten Akku aus. Für die Z8 nehme ich immer drei Akkus mit. Mein Stativ nutze ich nur selten, meist für Reden oder Zeremonien. Alles verstaue ich in einem rollbaren Koffer.
Nutzt du ein Kamera-Rig oder einen Cage?
Normalerweise nicht, nein. Ich möchte wie ein Fotograf auftreten: unauffällig und unbemerkt. Also handle ich wie einer – nur dass ich manchmal ein kleines Mikrofon bei mir trage, für besseren Sound.
Ich will ein Kameramann sein, der sich wie ein Fotograf verhält. Ich sehe meine Videos als sich bewegende Fotos, die eine Geschichte erzählen. Für mich ist es am wichtigsten, möglichst mobil zu sein. So kann ich immer am besten Ort für die Aufnahmen sein.
Wie läuft die Zusammenarbeit mit Fotograf:innen bei einer Hochzeit?
Jeden Tag arbeite ich mit anderen Fotograf:innen zusammen – oft in völlig unterschiedlichen Teilen der Welt. Manchmal ist es kompliziert, weil jede:r die Dinge auf andere Art und Weise angeht. Aber ich sehe uns gern als Team. Das ist wichtig – schließlich muss unsere Arbeit Hand in Hand gehen. Wir wollen beide das beste Ergebnis für das Brautpaar. Deshalb ist es entscheidend, sich abzustimmen, das eigene Ego zurückzustellen und gemeinsam für das Paar zu arbeiten. Die Tage sind lang und manchmal sehr angespannt. Da muss man auf dem Teppich bleiben und einfach nur an die Kundschaft denken.
Mit wie viel Filmmaterial kommst du von einer durchschnittlichen Hochzeit nach Hause?
Pro Hochzeit nehme ich stolze 300 bis 500 GB auf! Das ist wirklich viel – aber das kommt daher, dass ich in hoher Qualität aufnehme. Ich setze gern auf hohe Bitraten und hohe Bildraten und filme in 4K oder 8K. So habe ich beim Bearbeiten ultimative Freiheit – und das sind mir die vielen Gigabyte wert!
Wie intensiv ist der Bearbeitungsprozess?
Ich verwende Final Cut Pro. Für die Bearbeitung meiner Hochzeitsaufnahmen brauche ich etwa drei Wochen. Meist habe ich Material von zehn bis zwölf Stunden – oder, was heutzutage immer häufiger vorkommt, sogar von mehreren Tagen. Das macht den Prozess sehr langwierig. Zunächst sichte ich alles. Dann mache ich daraus einen Film von etwa zehn bis fünfzehn Minuten. Und noch einen Trailer von etwa ein bis drei Minuten. Optisch kann alles noch so perfekt aussehen – aber für mich zählt die Emotion. Ich bin immer auf der Suche nach mehr Gefühl.
Ich starte immer mit dem eigentlichen Film, erst danach schneide ich den Trailer. Für mich ist der Sound sehr wichtig – die Geräuschkulisse der Hochzeit, die Atmosphäre des Tages. Man muss Ton, Bilder und Musik gut kombinieren. Erst dann entsteht eine echte Erzählung, eine Erinnerung fürs Leben. Es ist ein unglaublich spannender Prozess: Man beginnt mit einer leeren Timeline im Schnittprogramm und formt daraus eine Geschichte. Fast so, als würde ich ein Haus bauen: Erst muss die Struktur stehen, bevor man sich ans Dekorieren machen kann.
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