Tierfotografin Lina Kayser über das Aufbauen von Kontakten und das Fotografieren von Emotionen bei Tieren mit der Z 9
Im fünften Teil unserer Reihe „Was ich gelernt habe“ teilt die norwegische Nikon-Creatorin Lina Kayser ihre wichtigsten Erfahrungen, vom Aufbau von Selbstvertrauen bis hin zu Instagram-Strategien.
Lina Kayser lebt ihren Traum. Von einer spektakulären Lodge im Dovrefjell-Sunndalsfjella-Nationalpark in Norwegen aus hat die Tier- und Naturfotografin wilde Rentiere, Polarfüchse, Steinadler und Moschusochsen ganz in ihrer Nähe. Sie leitet hier ihre eigenen Fotografie-Workshops und veranstaltet seit 2018 Schiffsexpeditionen zum Spitzbergen-Archipel. Im Gespräch mit dem Nikon Magazin verrät die Nikon-Creatorin die wichtigsten Lektionen, die sie in den letzten zehn Jahren gelernt hat.
Ich war nicht immer einer Tierfotografin
„Zunächst habe ich Hunde fotografiert und mich dann der Natur und der Landschaft zugewandt“, erinnert sich Lina. „Die Genres der Fotografie sind fließend und erst als ich mein erstes Teleobjektiv erhielt, habe ich mich der Tierwelt zugewandt.“
„Schon als ich aufwuchs, habe ich mich für die Natur interessiert. Das habe ich der Liebe meiner Eltern zur Natur zu verdanken. Ich ging wandern und wünschte mir, ich könnte die erhabene Landschaft einfangen. Dann habe ich angefangen, mir die alte Nikon-DSLR meines Vaters auszuleihen. Ich war fest entschlossen, mich mit den manuellen Einstellungen vertraut zu machen, und habe viel Zeit damit verbracht, Kamera-Anleitungen zu lesen. Ich wollte im Umgang mit der Kamera besser sein als er!“ Lina lächelt.
Nach einiger Zeit in einem Unternehmen kündigte Lina ihren Bürojob und gründete 2016 mit Freund:innen eine Hundeschule. Dies, zusammen mit einem Fotografie-Workshop auf Island, war der Wendepunkt in ihrer Karriere. Von ihrer Reise nach Island kam sie mit Hunderten von Fotos nach Hause und begann, diese auf Instagram zu posten. „Mein Instagram-Account ist förmlich explodiert“, erinnert sich Lina. „Innerhalb eines Jahres hatte ich mehr als 80.000 Follower:innen.“ Sie postete täglich Fotos und kommunizierte mit anderen Fotograf:innen auf der Plattform.
Social Media für Networking verwenden
Durch den Aufbau einer Social-Media-Präsenz konnte Lina neue Kontakte knüpfen und Fotografie-Workshops planen. „Als ich Nikon angeschrieben und eine Partnerschaft angeregt habe, waren sie gleich interessiert“, erinnert sie sich. 2017 wurde sie Gastrednerin und hielt in Zusammenarbeit mit Nikon in einem Fotogeschäft in Stockholm einen Vortrag über ihre Karriere. Dies war der Startschuss für ein neues Kapitel als Teil der Nikon-Familie.
„Ich würde allen immer empfehlen, Fotograf:innen auf Instagram nach Kameraeinstellungen und Bildgestaltung zu fragen. Dann kann ich sie später selbst ausprobieren“, sagt Lina. „Wenn ich die Gegend, in der ich fotografiere, nicht gut kenne, komme ich über Social Media ganz einfach mit Einheimischen in Kontakt. Sie zeigen mir die besten Orte zum Fotografieren.“
Das NIKKOR Z 100-400mm f/4.5-5.6 VR S ist ein vielseitiges Objektiv für Wanderungen
„Das neue NIKKOR Z 100-400mm f/4.5-5.6 VR S ist ein fantastisches, erschwingliches Objektiv für Natur- und Landschaftsaufnahmen, vor allem auf Wanderungen“, erläutert Lina. „Es ist ausgesprochen scharf und eine tolle Alternative zu meinem AF-S NIKKOR 400mm f/2.8E FL ED VR (in Verbindung mit dem Bajonettadapter FTZ II), wenn ich an meiner Nikon Z 9 ein leichteres Objektiv verwenden möchte.“
Neben diesen Objektiven nutzt Lina das NIKKOR Z 800mm f/6.3 VR S, das NIKKOR Z 85mm f/1.2 S, das NIKKOR Z 24-70mm f/2.8 S und das NIKKOR Z 40mm f/2. Außerdem verwendet sie die Nikon Z 30 mit dem NIKKOR Z DX 16-50mm f/3.5-6.3 VR. Damit fotografiert sie aus der Hand und ohne Filter.
„Die Z 30 ist eine großartige kompakte Kamera, die ich mitnehme, wenn ich wandern gehe und andere Ausrüstung mitnehmen möchte“, erläutert sie. „Sie eignet sich gut für Schnappschüsse und Videos für Instagram-Reels.“
Emotionen von Tieren einfangen
„Ich mag es immer, wenn Fotograf:innen das Beste aus ihrer Ausrüstung herausholen“, fährt Lina fort. „Manchmal sagen Leute: ‚Ich kann nicht solche Fotos aufnehmen wie du, weil ich mir deine Ausrüstung nicht leisten kann.’ Ich habe aber auch mit der D7000 und dem AF-S NIKKOR 50mm f/1.4G angefangen. Beim Fotografieren geht es vor allem darum, ein Auge für Emotionen, Licht und Komposition zu haben. Es ist wichtiger, Emotionen einzufangen, als technisch perfekt zu sein. Mein bester Tipp ist, am frühen Morgen zu fotografieren, wenn der Himmel noch rosa ist, oder bei Sonnenuntergang. Wenn ihr den ganzen Tag unterwegs seid, solltet ihr früh aufstehen, den Ort erkunden und so wenig wie möglich mitnehmen.“
Anfänger:innen sollten mit der Zeitautomatik beginnen
Die Zeitautomatik ist ein Kameramodus, in dem ihr die Blende manuell einstellen könnt, während die Kamera die Belichtungszeit auswählt. Lina hat mit der Zeitautomatik begonnen, bevor sie vollständig manuell arbeitete. „In den manuellen Modus bin ich gewechselt, nachdem ich immer öfter in die Automatik eingeriffen habe“, erinnert sie sich. „Für diese Entwicklung sollte man sich Zeit lassen.“
In Parks Selbstvertrauen aufbauen
„Man kann genauso gut in Städten und Parks fotografieren“, erklärt Lina. „Es ist eine fantastische Übung, die das Selbstvertrauen stärkt. Denn Stadttiere sind eher an Menschen gewöhnt und bleiben daher länger unbewegt.« Linas Tipps zum Fotografieren von Tieren im urbanen Umfeld findet ihr hier.
„In Norwegen sind die meisten Tiere sehr scheu. Daher trage ich Tarnkleidung, um mich in die Umgebung einzufügen, und achte darauf, keine plötzlichen Bewegungen oder Geräusche zu machen“, erzählt sie. „Ich würde immer empfehlen, zunächst in einem Abstand von 10 bis 200 Metern (je nach Tier und Situation) entfernt zu bleiben, sich hinzusetzen und das Verhalten der Tiere zu beobachten. Erst dann gehe ich näher heran, sofern dies möglich und sicher ist.«
1/3000 Belichtungszeit für Vögel im schnellen Flug
„Nehmt kleine, schnell fliegende Vögel mit einer Belichtungszeit von höchstens 1/3000 s auf und verwendet für größere Vögel wie Adler 1/2000 s“, rät Lina. „Für Moschusochsen, die sich langsam bewegen, brauche ich keine kurze Belichtungszeit. Man muss ein Gefühl für die Situation entwickeln. Wie ist das Licht? Wie ist das Wetter? Wie verhalten sich die Tiere? Ich mag ein weiches Bokeh im Hintergrund und Vordergrund – deshalb fotografiere ich immer mit Offenblende.“
Belichtungswarnung beim Fotografieren im Schnee einschalten
„Schnee kann den Kamerasensor vor Probleme stellen“, so Lina. „Ich erinnere mich, dass ich in meinen Anfängen dunkle, graue Bilder aufgenommen habe, weil die Belichtung an meiner DSLR falsch eingestellt war. Im elektronischen Sucher einer spiegellosen Kamera sehe ich das Bild bereits in der Vorschau, was fantastisch ist. Ich empfehle jedoch, die Belichtungswarnung eingeschaltet zu lassen. So könnt ihr die Belichtung ziemlich hoch einstellen und die Kamera warnt euch, wenn eine Überbelichtung droht. Stellt die Belichtung heller ein, als ihr denkt, und korrigiert sie dann ggf. in der Nachbearbeitung. Ich verwende für die Bearbeitung Adobe Lightroom und empfehle immer, die Belichtung, Schatten und Farbtöne zu bearbeiten.“
Mehr dazu: Fotografieren von Winterlandschaften – ein Leitfaden für Fortgeschrittene
Die wichtigste Lektion, die ich im Laufe der Jahre gelernt habe …
„Als Kind habe ich unzählige Naturdokumentationen gesehen und dachte immer, die Orte für solche Aufnahmen seien unzugänglich oder ein Besuch zu teuer. Aber es gibt so viele Orte, die erreichbar oder kostenlos sind“, berichtet Lina. „Man muss auch nicht den ganzen Tag im Wald sitzen. Es gibt Beobachtungsposten und ihr könnt mit lokalen Führer:innen einen Ausflug unternehmen. Es gibt immer jemanden, der euch dabei unterstützt, eure Ziele zu erreichen. Wenn es euch gelingt, diese Kontakte herzustellen, das Verhalten von Tieren zu studieren und zu lernen, wie man ethisch und sicher mit Tieren umgeht, seit ihr auf dem besten Weg, überzeugende Fotos zu machen.“
Hier könnt ihr Linas Abenteuern folgen.
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