Der Blitz. Meister des Unmöglichen!

Dom Salmon Technologie und Know-how09 Juli 20247 Minuten Lesezeit
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Entdeckt mit Dom Salmon das wahre Potenzial eines einfachen Blitzgeräts – eure Kreativität wird es euch danken

Ein externer Blitz setzt jede Menge Kreativität frei und kann eure Fotografie komplett verändern: Er wird euer neues Geheimnis für bessere Bilder.

Von einer Explosion der Kontraste, um mehr Dramatik ins Bild zu bekommen, bis hin zu subtilem Aufhelllen, um das Motiv vom Hintergrund zu trennen – ein Blitz ist ein ziemlich mächtiges Werkzeug. Niemand muss Unmengen von Geräten mit sich herumschleppen, um erstaunliche Ergebnisse zu erzielen. Wenn ein einfacher Aufsteckblitz nicht auf dem Blitzschuh der Kamera, sondern weiter weg platziert wird, ergeben sich erstaunliche künstlerische Möglichkeiten.

Also, nur Mut! In diesem Artikel werde ich versuchen, einige Geheimnisse zu lüften, praktische Tipps geben und Aufgaben stellen, von denen ich hoffe, dass sie euch zu mehr inspirieren.

Was ist ein externer Blitz?

Bei einem externen Blitz wird ein von der Kamera getrenntes Blitzgerät verwendet, um das Motiv zu beleuchten.

Im Gegensatz zu einem integrierten Blitzgerät (wie bei einem Smartphone oder einigen Kompaktkameras) bietet der Blitz außerhalb der Kamera eine bessere Kontrolle über Lichtrichtung, -intensität und -qualität. Indem man den Blitz von der Kamera wegbewegt, kann man das Licht modellieren und einer Szene mehr Tiefe verleihen. So kontrolliert und verbessert ihr die visuelle Wirkung.

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Ein extremes Beispiel für ‚natürliches Licht’, bei dem ein Blitz verwendet wird, um das Umgebungslicht zu verstärken. Hier kam viel Licht on oben, was zu zahlreichen Schatten führte – wie zum Beispiel den gefürchteten ‚Panda-Augen’. Die Lösung? Ein großes, weiches Licht bei voller Leistung, platziert in Augenhöhe und ziemlich nah am Objektiv, um die Schatten aufzuhellen. Gar nicht so einfach, wenn 300 Leute hinter einem stehen und mit ihren Handys fotografieren! Hochzeit – Canning Town.
Vorbereitung

In der Analogfotografie war der Hauptzweck des Blitzes, genügend Licht zu erzeugen, damit man sehen konnte, was vor sich ging. Mit den heutigen digitalen Kamerasensoren mit hohem Dynamikbereich ist das kein Problem mehr.

Woran man beim Blitzen denken sollte:

  • Prüfen, wie schnell der Verschluss sein kann, damit er den Blitz nicht beeinträchtigt (Blitzsynchronisation), und wie die Blitzleistung je nach Motiv reduziert oder erhöht werden kann (Blitzbelichtungskorrektur).
  • Herausfinden, wie der Blitz kabellos verwenden werden kann. Im Prinzip ist das ein Auslöser an der Kamera (oft am Blitzschuh der Kamera befestigt), der wiederum mit einem Empfänger kommuniziert, der entweder am Blitzgerät selbst angebracht oder in dieses eingebaut ist. Bei jeder Betätigung des Verschlusses teilt das Auslösegerät allen Blitzgeräten nicht nur mit, dass sie blitzen sollen: Bei moderneren Systemen steuert man so auch, mit welcher Leistung das Licht auslösen soll.

Macht es nicht zu kompliziert

Schon mit einem einfachen Blitz lassen sich zahlreiche kreative Techniken realisieren. Haltet es also am Anfang einfach. Verwendet ein einzelnes Blitzgerät und besorgt euch ein Stativ, an dem ihr es befestigen könnt. Um das Licht zu verändern, ist in 90 Prozent der Fälle ein einfacher, durchscheinender Blitzschirm nützlich. Sie sind echt preiswert – und ich bringe tatsächlich oft nur einen Schirm zum Shooting mit, anstatt der viel schwereren Softboxen.

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Rechts/oben: Matt – London. Links/unten: Student – Benin ©Dom Salmon
Herausforderungen wagen

Wie so oft in der Fotografie, lernt man auch das Blitzen am besten durchs Ausprobieren. Am Anfang kann das eine echte Herausforderung sein. Hier sind einige Übungen, um den richtigen Umgang damit zu finden.

  • Umgebungslicht ausgleichen
    Wenn Umgebungslicht und Blitzlicht sich ergänzen, bekommen wir natürlich wirkende Bilder. Experimentiert mit den Einstellungen für Blitzleistung und Verschlusszeit, um die Belichtung durch das Umgebungslicht mit der Blitzleistung abzustimmen. Schnappt euch einen Freund oder eine Freundin und beleuchtet sein bzw. ihr Gesicht, sodass ihr einen subtilen Aufhell-Effekt erzielt. Nutzt auf jeden Fall einen Weichzeichner für euer Licht, damit euch der schmale Grad gelingt zwischen „nicht zu bemerken“ und dem Eindruck, dass ein Scheinwerfer auf das Gesicht gerichtet war.
  • Auf dem Foto unten links (Student – Benin) fällt das Licht sehr gleichmäßig auf das Motiv, aber ich habe einen Blitz verwendet, um es aufzuhellen und vom Hintergrund abzuheben (das Erkennungszeichen ist der sehr leichte Schatten rechts von ihm).

  • Gerichtetes Licht
    Dies ist der gegenteilige Effekt. Ein Blitz kann einem Bild viel Dramatik verleihen. Dafür solltet ihr ein hartes, fokussiertes Licht verwenden. An Menschen wirkt er schnell nicht so schmeichelhaft – aber wenn man es richtig macht, kann man damit richtig Drama und Stimmung erzeugen.
  • Auf dem Foto oben rechts (Matt – London) habe ich den leicht reflektierenden Hintergrund benutzt, um ein Gegenlicht ‚hineinzumogeln’. Das Motiv schirmt einen großen Teil meines Blitzes ab und schafft so einen sehr dunklen Bereich. Der Blitz selbst ist nur ein Aufsteckblitz auf einem Stativ, das senkrecht zu meinem Motiv steht.

  • Aufsätze für weiches Licht
    Mit Lichtformern wie Softboxen oder Schirmen mildert ihr die Härte des direkten Blitzlichts und sorgt für ein weiches, schmeichelhaftes Licht. Das verbessert die Gesamtästhetik zum Beispiel von Porträts und Stillleben. Vergesst nicht, dass ihr euer Blitzlicht auch indirekt auf das Motiv richten könnt: Einfach von weißen Wänden, Decken oder Reflektoren zurückwerfen lassen – auch so erhaltet ihr ein schönes weiches Licht.
  • Auf dem Foto unten rechts (Jewel – Kent) habe ich den Blitz zwar hochgedreht, aber von einem einfachen, durchsichtigen Schirm zurückwerfen lassen. Auf diese Weise verläuft keiner der Lichtstrahlen in einer geraden Linie zum Motiv und es wirkt daher besonders weich.

  • Kreative Lichtmodulation
    Wenn man ein Gefühl dafür entwickelt hat, was ein externer Blitz zu leisten vermag, kann man richtig kreativ werden. Die Verwendung weiterer Modifikatoren wie Farbfolien, Waben und Snoots verleiht euren Bildern Farbe und Dramatik. Und eine besondere Stimmung und Atmosphäre. Viele basteln sogar mit Karton und Farbfolien, um ihre eigenen Lichtmuster zu erstellen.
  • Auf dem Foto unten links (Michael – London) habe ich die Softbox mit einem Wabengitter versehen, um das Licht weich zu halten, es aber stärker zu richten. Außerdem habe ich einen großen Reflektor auf einem Stuhl daneben aufgestellt (an diesem Tag war kein Assistent da). Das schirmt fast die Hälfte der Leistung ab und das Licht verläuft mit viel ausgeprägteren Rand ins Schwarze.
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Oben/rechts: Jewel – Kent. Unten/links: Michael – London ©Dom Salmon
Fünf Wege für besseres Blitzlicht

Der wichtigste Punkt, den man mitnehmen sollte: Auch wenn der erstaunlich intelligente Sensor in der Kamera großartige Bilder machen kann, kommt es auf das Licht an. Die Fähigkeit, mit Licht zu arbeiten und es zu formen, ist ein entscheidender Vorteil beim Fotografieren. Und Blitzlicht ist der Schlüssel zu diesem Ziel. Behaltet das im Hinterkopf und schon bald werdet ihr ganz intuitiv mit mehreren Lichtquellen fotografieren.

Keep it simple!

  • Widmet euch am Anfang den Grundlagen eures Blitzes, bis ihr ihn halbwegs beherrscht – bevor ihr euch mit fortgeschrittenen Techniken beschäftigt. Experimentiert zunächst mit einem einzigen Blitzgerät und erweitert eure Ausrüstung allmählich, wenn ihr an Sicherheit und Erfahrung gewinnt.

Üben, üben, üben

  • Konsequentes Üben ist unerlässlich, um die Fähigkeiten im Umgang mit Blitzlicht zu verbessern und einen einzigartigen und persönlichen fotografischen Stil zu entwickeln. Hat man das Arbeiten mit Licht erstmal verinnerlicht, hilft einem das später sehr, wenn man auf Unerwartetes stößt oder Dinge schief gehen. Manchmal ist ein Helfer, der auf einem Stuhl sitzt und ein Tischtuch hochhält, besser als jede Softbox, die man kaufen kann!

Detektiv spielen

  • Beobachtet, wie sich das Licht in verschiedenen Umgebungen verhält, und lernt, seine Auswirkungen auf Motive zu antizipieren. Wer die Grundlagen des Lichts versteht, kann das Licht kreativ handhaben und eine beeindruckende Ästhetik erzielen. Tipp: Der Artikel Light 101 verrät, was mit der ‚Qualität’ eines Lichts gemeint ist. Durch den geschickten Einsatz von passenden Aufsätzen kann man viele ‚natürliche’ Lichteffekte mit dem Blitzgerät nachbilden.

Inspiration suchen

  • Sucht nach großartigen Porträtbildern, schaut euch im Nikon Magazin um und folgt Fotografen in den sozialen Medien und auf YouTube. Schon bald werdet ihr verstehen, wie sie über Licht denken, und könnt diese Inspiration in eigene Aufnahmen einfließen lassen. Bei jedem einzelnen Porträt, das ich sehe, schaue ich mir instinktiv die Augen an, um zu prüfen, ob Lichtreflexe vorhanden sind und wie die Schatten auf das Gesicht fallen. Ich will sehen, wie der Fotograf oder die Fotografin das Motiv beleuchtet hat.

Eigene Notizen machen

  • Macht euch Notizen zu euren ersten Einstellungen. Oder macht euch einfach mit dem Handy ein schnelles Foto vom Motiv und der Blitzposition. Notiert euch auch die Leistung des Blitzes, damit ihr sehen könnt, wie er mit den Belichtungseinstellungen eurer eigenen Kamera funktionierte. Seid kritisch. Sieht es so aus wie gewollt? Ist da ein böser Schatten unter der Nase? Sehen die Leute aus wie Pandas? Notiert euch die Einstellungen, die gute Ergebnisse liefern, um sie in einer ähnlichen Situation parat zu haben.
  • Am wichtigsten ist, sich nicht entmutigen zu lassen. Am Anfang werden viele Aufnahmen wahrscheinlich nicht ganz den eigenen Ansprüchen genügen. Aber wer durchhält, wird bald feststellen, dass immer weniger Aufnahmen im Papierkorb landen.

Also: Keine Angst vor dem Blitz. Er ist eine der kreativsten Techniken in der Fotografie.

Blitzlicht macht nicht nur bessere Fotografen aus euch, sondern es macht euch auch zum Künstler und Geschichtenerzähler – denn wer wirklich mit Licht malen kann, dessen Bilder sagen mehr als tausend Worte.

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